PresseSchwarz und weiß mit Lust …Die Handlung kann ja durchaus als komplex bezeichnet werden. Und man bedarf auch profunder Kenntnisse, um ihr in der Kirche folgen zu können. Aber manchmal ist es gar nicht so wichtig, alles zu verstehen. Zu viel Genuss steht auf dem Programm. Aus nächster Nähe erleben die Besucherinnen und Besucher die Solisten. Das differenzierte Mienenspiel, kleine Gesten der Mimen einmal nicht durch das Opernglas, sondern aus nächster Nähe betrachten zu können, hat einen besonderen Reiz. … …ist es Regisseurin Nicola Glück anzurechnen, dass pointierte Einfälle ihre Wirkung nicht verfehlen. Spätestens, wenn der Gefangenenchor die Kirche verlässt und dabei von einer Kamera begleitet wird – was der Zuschauer verschwommen auf der Gardine vor dem Altar verfolgen kann – hat sich der multimediale Einsatz gelohnt … … Wenn Ulf Paulsen als Nabucco allmählich dem Wahnsinn verfällt, geschieht das nicht monoton in a-moll, sondern in einer wunderbar differenzierenden Bassbariton-Spirale. Paulsen spielt den Nabucco nicht, er durchlebt ihn …während sich Bassbariton Rolf A. Scheider dem Nabucco als ebenbürtig erweist … Der gesamte Kirchenraum wird in das Erlebnis eingebunden. … … die durch ihre Spiel- und Sangesfreude glänzt. Selbst die eingebauten Kinderszenen werden von den Kindern mit begeisterter Ernsthaftigkeit aufgeführt, und wenn die neunjährige Julia mit dem Fuß aufstampft und ihren Schmollmund zieht, ist das Publikum hingerissen. … Bis hierhin eine brillante Aufführung. Was aber die Zuschauer daraus machen, ist überwältigend. „Sensationell, atemberaubend, genial“, tönt es schon in der Pause. Am Ende sind Szenenapplaus und gemessen zehnminütige standing ovations das Ergebnis des Abends. An diesen Abend werden sich wohl alle Beteiligten noch lange mit ein ganz klein wenig Glück im Herzen erinnern. OPENNETZ, 07.09.2010
Nabuccos Auswärtsspiel im Gotteshaus
… Geschickt wählt Regisseurin Nicola Glück ein minimalistisches Schwarz-Weiß-Dekor und eine zeitlose Ebene für die Gefangennahme der Hebräer durch Nabucco. Der Potentat im schwarzen Ledermantel und Stiefeln, seine machtgeile Tochter Abigaille in glitzernder Staatsrobe. Aus verletztem Stolz mutiert sie zur zornigen Furie… Ein Familiendrama, das für die Hebräer nach dem Einsturz des babylonischen Götzenbildes in ein Happy End mündet. Eindrucksvoll, aber seltsam wirkt es, wenn die bekehrte Abigaille direkt unter dem Kruzifix das Hohelied auf den jüdischen Gott Jehova singt…. (Anm. der Regisseurin: Abigaille bittet mit ihrem Gesang Jehova um Verzeihung -non maledire a me- dann folgt aber ein Einschub der Stimme von Oben aus dem Autodafé in Verdis Oper Don Carlos –Vola al Ciel-, das eben die Vergebung des neuen Testamentes verheißt, wo die Oper eigentlich unversöhnlich schließt.) …Jubel, Ovationen. WZ, 06092010 Visionär: „Nabucco“ in der Johanneskirche“ Hautnah, beklemmend, visionär – das mögen taugliche Vokabeln sein, die Aufführung von Giuseppe Verdis „Nabucco“ in der Johanneskirche zu beschreiben. Man saß bei diesem Auftakt zum „Altstadtherbst“ ja wirklich mitten im geschehen, geradezu umzingelt von Musik, Bewegung und Licht. … Der Schlussbeifall nahm Dimensionen der Veroneser Arena an. Rheinische Post, 07.09.2010 Nebukadnezar in der Kirche … Im Altarraum, direkt vor dem Jesus-Kreuz, inszeniert Nicola Glück die vorchristliche Tragödie mit Happy End. … Wenn am Ende die Unheil stiftende Königstochter Abigaille besiegt wird, und den jüdischen Gott Jehova direkt unter dem Kruzifix anbetet, so mag das Opernfans und gläubige Christen zunächst irritieren. (Anm. der Regisseurin: Abigaille bittet mit ihrem Gesang Jehova um Verzeihung -non maledire a me- dann folgt aber ein Einschub der Stimme von Oben aus dem Autodafé in Verdis Oper Don Carlos –Vola al Ciel-, das eben die Vergebung des neuen Testamentes verheißt, wo die Oper eigentlich unversöhnlich schließt.) Doch die Regisseurin verlegt die Handlung des Repertoireschlagers nicht in eine bestimmte Zeit und verzichtet auf politische Anspielungen und Ben-Hur-Ästhetik, sondern erzählt eine Parabel von Gut und Böse… NRZ, 06.09.2010
|